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Bundesjugendspiele im Jahr 2032

Ein Kommentar von Fenna Wulf

Wir Schülerinnen und Schüler kennen sie alle: die Bundesjugendspiele. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Aber woran könnte das liegen?

Michael Michalsky sagt: “Mode ist wie Bundesjugendspiele. Du musst eine Menge Disziplinen einigermaßen können, damit Du eine Urkunde bekommst.”

Hier erkennt man den hauptsächlichen Punkt: Die Bundesjugendspiele sind breit, aber streng vom Aufgabenbereich gefächert und lassen wenig Spielraum für alternative Sportarten.

Ich persönlich gehöre zu den Personen, die die Bundesjugendspiele absolut lieben und mit sehr viel Ehrgeiz an die ganze Sache rangehen. Aber wenn ich einen Blick mal nur in meine Klasse werfe, dann gehöre ich definitiv, mit ein paar wenigen Anderen, mit meiner Meinung zur Minderheit. Eigentlich ist das gesamte Problem wohl schon im Sportunterricht entstanden. Die zwei Schulstunden Sportunterricht die Woche sind für viele schon zu viel, zu anstrengend und eher ein Grund zu sagen, Zuhause wolle man dann lieber nichts mehr tun.

Die „Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland” sieht vor, dass eine Vorbereitung der verschiedenen Disziplinen im Sportunterricht erfolgen soll1. Wenn dann im Sportunterricht schon keiner Lust auf Weitsprung, Sprint oder Werfen hat, kann man sich ja schon vorstellen, dass dann am Wettkampftag ebenfalls wenig Lust besteht. Wenn den Schüler*innen dann noch erzählt wird, dass die Mädchen 800m und die Jungen 1000 Meter laufen müssen, ist die Stimmung komplett im Eimer. Grund dafür könnte eine schlechte Kondition sein oder auch keine Ambition, sich wirklich anzustrengen. Kein passendes Outfit, Wimperntusche muss schweißresistent sein und die passenden Schuhe zur Hose zu finden ist meist ebenfalls schwierig.

Das Leistungssystem hinter den BuJus

Wobei man übrigens schon beim nächsten Punkt für Schüler*innen ist, weshalb die Bundesjugendspiele als blöd und unfair bewertet werden. Die Punkteverteilung: Ja, wir Mädchen müssen 200m weniger laufen und die Jungs müssen etwas schneller sprinten, springen und werfen, um dieselbe Punktzahl wie Mädchen zu erreichen. Ist das dann Diskriminierung für die Jungs bzw. ist es fair, dass Jungen mehr „leisten” müssen als Mädchen? Man könnte natürlich auch den Spieß umdrehen. Warum muss ich als Mädchen „weniger” leisten, um mit den Jungen gleich gestellt zu sein?

Mir ist klar, dass es auf altertümlichem Denken, aber auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend, hergeleitet ist. Jungen sind muskulär vom Körperbau anders aufgestellt als Mädchen. Diese Veränderung tritt aber erst mit der Pubertät auf: Bei Jungen steigt der Muskelmassenanteil auf ca. 42% und bei Mädchen auf ca. 36%. Ein Junge der 60 Kilogramm wiegt hat davon ca. 24 Kilogramm Muskeln. Ein Mädchen mit einem Gewicht von 60 Kilogramm hat hingegen ca. 18 Kilogramm Muskeln. Rein auf diesen Fakten basierend sieht man, dass Jungen allein durch ihr Geschlecht „bessere” Grundvoraussetzungen haben.

Gut, dass ist alles ziemlich theoretisch und wenn ich den Blick durch die Klasse oder den Jahrgang schweifen lasse, dann kann ich nicht behaupten, dass die Jungen offensichtlich besser bzw. muskulöser sind. Es kommt eben auf den Trainingsstatus an. Auch zu beachten ist die unterschiedliche Entwicklung. Einige wachsen schon im jungen Alter total schnell, können somit einen großen Schritt beim Laufen ziehen und besser aus dem Startblock beim Sprinten starten. Einige wachsen allerdings erst später und sind dann selbst in der eigenen Spezies nicht gleich vom Trainingsstatus und dem Körperbau.

Sollte dann als Entgegenkommen für beide Seiten einfach das Punktesystem abgeschafft werden? Aus meiner Sicht absolut Nein! Gerade das macht doch, zumindest für ehrgeizige, sportbegeisterte Schüler*innen, den Adrenalinkick aus, um mit der besten Leistung sich selbst zu „pushen”. Allerdings kritisieren viele Elternteile dieses Vorgehen und Verhalten unter den Schülern. Die Sportlichen erzielen gute Punkte und die Unsportlicheren meist weniger. Damit würden diese offen gedemütigt, für ihre „schlechtere” Leistung gedemütigt.

Außerdem: „Der Leistungsdruck, der Leistungsdruck wäre viel zu groß!”, wahrscheinlich ein Zitat vieler Helikoptereltern.

Hier kann man entgegnen, dass das immer so in der Schule ist: Mathe, Deutsch, Englisch – irgendwann wird immer das Gelernte in Form von einem Test, einer Arbeit oder Präsentationen abgefragt. Warum sollte das Unterrichtsfach Sport hier eine Ausnahme machen? Ja, es ist definitiv dann ein breit gefächertes Themenfeld mit Ausdauer, Koordination, Schnelligkeit, Kraft, aber wenn man gut sein will muss, man wie in jedem anderen Fach auch, lernen. Das Punktesystem folglich abzuschaffen, ist keine Option!

Sollten die Punkte dann für Mädchen und Jungen einfach gleich sein? Hier denke ich allerdings ebenfalls: Nein. Basierend auf wissenschaftlichen Studien wird deutlich, dass Jungen rein theoretisch auf der sportlichen Ebene in einer besseren Verfassung sind. Auf höherem Niveau, wie bei Wettkämpfen auf nationaler und internationaler Ebene, wird auch zwischen Junge und Mädchen beziehungsweise Mann und Frau unterschieden. In Mannschaftssportarten gibt es auch schon ab sehr jungem Alter geschlechtergetrennte Teams. Warum sollte es dann bei den Bundesjugendspielen verändert werden?
Ich finde, Jugendliche sollten darin unterstützt werden, sich zu trauen, ihre Leistung zu zeigen. Deswegen sollten sich Mädchen unter Mädchen und Jungen unter Jungen in ihrer jeweiligen Altersklasse messen.

Grob betrachtet machen die Jugendlichen von heute wesentlich weniger Sport als früher. Fakt ist, dass die sozialen Medien, Playstations oder Wii´s dazu beitragen. Der Reiz sich draußen zu bewegen oder gar zu trainieren, ist gar nicht mehr da, warum auch, ist ja anstrengend und schwitzen kann man virtuell ja nicht. Dann ist doch ein Event im Jahr und das Training im Sportunterricht zumindest ein Schritt in die Richtung, dass Jugendliche sich wieder mehr bewegen.

Stellt man sich jetzt also mal die Bundesjugendspiele im Jahr 2032 vor: Mir fallen dort ein paar Theorien ein, die allerdings aus meiner sportbegeisterten Perspektive besorgniserregend sind. Ich denke, dass die Bundesjugendspiele, auch auf Grund von Corona, unter den Tisch gefallen und in Vergessenheit geraten sind und einfach nicht mehr stattfinden. Oder das ganze System wird komplett verändert: Wir Schüler müssten zum Beispiel nur noch digital eine virtuelle Person sprinten oder weitspringen lassen, also man selbst ist passiver Sportler.

Auf der Website des Wissenschaftsmagazin „Geo” gibt es einen Beitrag, dass die Bundesjugendspiele in Zukunft freiwillig sein oder abgeschafft werden2. Dieses Denken und bestätigen auch einige Experten. Die Abschaffung oder nur die Teilnahme als passiver Sportler teilzunehmen wäre damit völlig fern ab von dem eigentlichen Gedanken, Sport zu machen und Jugendlichen eine Wettkampfsituation auszusetzen.

Freiwillige BuJus?

Freiwillige Bundesjugendspiele wäre eine Option, die von Eltern und weniger sportbegeisterten Schülern am ehesten akzeptiert werden würde. Es wäre dann eben eine Sportveranstaltung nur für diejenigen, die dazu wirklich Lust haben. Fraglich ist dann, ob, vor allem an kleineren Schulen, die Organisation, Planung und natürlich die Ausführung wirklich für die Handvoll Schüler*innen in Angriff genommen werden kann?

Das Problem liegt also nicht nur bei den Schüler*innen sondern auch bei der Schule. Es fängt halt schon beim Sportunterricht an: Wir Schüler*innen werden meiner Meinung nach nicht optimal trainiert, dass man gute Leistung erbringen kann und will. Denn häufig wird von Lehrerseite aus kein bis wenig Anreiz für die Schüler*innen gegeben, sich wirklich anzustrengen oder motiviert zu sein. Sportlehrer argumentieren meist damit, dass es nicht ihre Aufgabe ist, jeden einzelnen noch zu motivieren. Stimmt ja auch, aber liebe Lehrer, macht doch vielleicht manchmal einfach mit und steht nicht in der Trainingshose am Rand! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es, wenn Lehrer auch mal mit Basketball spielen oder Tanzen oder eine Technik beim Bodenturnen vormachen, total lustig und einfach direkt motivierender ist. Damit möchte ich sagen, ein paar Lehrer machen das schon, aber warum nur so wenige, wenn es doch deutlich zeigt, dass die Motivation gesteigert wird!

Gefühlt sind die Bundesjugendspiele an Schulen zu einer Pflichtveranstaltung geworden, die eben gemacht wird, weil es gemacht werden muss. Und am nächsten Tag ist alles schon wieder verdrängt oder in Vergessenheit geraten. Jede Absage (wegen Regen, Schnee, Corona etc.) scheint dabei willkommen. In dieser Hinsicht kann ich das Desinteresse von Schüler*innen irgendwie verstehen. Wozu sich anstrengen und schwitzen, wenn es bloß mit einer banalen Urkunde wertgeschätzt wird. Nur für gute Leistungen gibt es einen positiven Vermerk, aber diejenigen im schlechten Bereich, die die Teilnahme grundlos verweigern oder sich offensichtlich keine Mühe geben, werden nicht schlecht bewertet. Das ist doch in anderen Schulfächern anders.

Ja, man sieht deutlich, dass die Bundesjugendspiele einige Mängel aufweisen, die sich doch aber eigentlich beheben lassen sollten, oder? Es ist nur fraglich, ob sowohl die Schulen als auch die Mehrzahl der Schüler*innen das wirklich wollen.

  • Vielleicht muss man sein Glück auch selbst in die Hand nehmen und ich muss eine eigene Online-Kampagne starten für den Erhalt der Bundesjugendspiele, einer zukünftigen Planungsreform der Veranstaltung sowie des vorbereitenden Trainings im Sportunterricht!
  • Und auch einen Appell an die Schulen sollte es geben. Fangt doch mal, Bundesjugendspiele und Sportunterricht als essentiell anzusehen und mit Freude zu gestalten – sowohl für die Lehrer als auch für die Schüler. Warum muss, um die Ausdauer zu schulen, immer stumpf um den Sportplatz gerannt werden?
  • Wie wäre es mit dem Trend aus Schweden. „Blogging” – eine Mischung aus Joggen und Müll aufsammeln in der Natur.
  • Die Schule könnte Ergometer in einer Klassenstärke bereitstellen, die beim Fahren Strom erzeugen. Schüler*innen könnten als Jahrgangswettbewerb einen bestimmten Zeitraum fahren und welche Klasse am meisten Strom erzeugt, gewinnt. Die jeweilige Klasse bekommt einen Preis und der Strom selbst kann verkauft oder gespendet werden. Der Strom kann auch eigennützig für die Beleuchtung eines Tannenbaumes verwendet werden. Dies würde ganz allgemein auch die Schüler*innen darauf aufmerksam machen, wie wichtig die Produktion und der Ausbau von regenerativen Energien ist, um die Umwelt zu schützen.
  • Oder warum wird so selten ein Sportprofil angeboten? Dafür könnten Anreize gegeben werden, wie weitere teamdynamische Aktionen und Wettbewerbe oder andere etwas alternativere Disziplinen anbieten.
  • Seilspringen, Standweitsprung, Radfahren, Schwimmen, Skaten, Klettern, Surfen etc. könnten doch genauso Disziplinen bei den Bundesjugendspielen sein, die als Alternative angeboten werden und so einen individuelleren Disziplinplan ergeben.
  • Es sollten auch mehr AGs am Nachmittag angeboten werden, auch in unterschiedlichen Niveaustufen, was zur Vorbereitung auf das Sportprofil genutzt werden kann.
  • Man könnte zusätzlich zu der Einzelwertung bei den Bundesjugendspielen auch „Klassenpunkte” erzielen, die auf einem Klassenkonto gutgeschrieben werden. Bei der höchsten Punktzahl, gemessen mit den anderen Klassen des Jahrgangs, gibt es ein Preisgeld oder ein Gutschein für einen Klassenausflug oder einen freien Schultag vor den Sommerferien.

Liebe Schüler*innen, es gibt so viele Möglichkeiten aktiv zu sein und so viele coole Sportarten! Wir können dazu beitragen, dass es eine Reform der Bundesjugendspiele gibt und sie so gestalten, wie wir es wollen!

Henna Wulf (heute 11. Jg.) , MISCH-Beitrag von 2021

Ich habe dieses Thema gewählt, weil ich die Bundesjugendspiele sehr mag und mir der Erhalt dieser sehr wichtig ist! Ich möchte mit diesem Kommentar sowohl Eltern als auch die Jugendlichen darauf aufmerksam machen, dass nur schlecht dagegen an zu argumentieren und schlecht zu reden, nichts daran ändert, wie diese eben momentan gestaltet werden. Allen sollte klar werden, wie wichtig ein aktiver Lebensstil ist und dass der Sportunterricht und die Bundesjugendspiele dafür doch ein guter Ansatz sind. Wir können doch dafür verantwortlich sein, wie die Gestaltung beider Dinge abläuft!

Quellen:
1 https://www.bundesjugendspiele.de/kurz-knapp-der-wettbewerb/
2 https://www.geo.de/geolino/mensch/21662-rtkl-gute-frage-sollten-die- bundesjugendspiele-abgeschafft-werden
Foto: www.pixbay.de

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